60 Jahre Johannisches Sozialwerk e.V.

Der Schlüssel zum Tor der Friedensstadt

„Der Schlüssel zum Tor der Friedensstadt“ so heißt es in der Überschrift zum Leitartikel der „Weg und Ziel“, Ausgabe 5. September 1954. Beim vorangegangenen Kirchentag der Johannischen Kirche, von dem im Artikel ausführlich berichtet wird, rief Oberhaupt Frieda Müller die Kirchenmitglieder auf, sich dem Johannischen Aufbauwerk anzuschließen. Dessen Gründung hatte sie bereits am 16. Juli 1954 vollzogen. Nachdem alle ihre Bemühungen die Friedensstadt zurück zu bekommen durch die Regierung der DDR abgewiesen wurden, war das erklärte Ziel eindeutig formuliert: „Es (das Johannische Aufbauwerk, Anm. d. Verf.) hat sich als erste Aufgabe das Ziel gesteckt, ein kircheneigenes Gelände mit einem kircheneigenen Gebäude zu erwerben, das vornehmlich der Verwaltung und der geistigen Arbeit dienen soll. So hätte unsere Kirche ihren Sitz in Berlin erstmalig auf kircheneigenem Gelände. So wir dies erreichen, werden weitere kirchliche Bauten folgen“. Weiter weist Frieda Müller in ihrem Aufruf auf die Bedeutung für die Friedensstadt hin: „Nicht nur im johannischen Wandel wollen wir bleibende Werte schaffen, sondern wir wollen auch bleibende Werte schaffen, die der Friedensstadt zugute kommen.“
Die nun folgenden Entwicklungen sind bekannt: nur zwei Wochen später wird das Grundstück in Berlin-Nikolassee erworben, das noch heute als Sitz der Johannischen Kirche dient. Es folgen der Kauf und Umbau des heutigen St.-Michaels-Heims und im Laufe der Jahre der Erwerb vieler Grundstücke in Ost und West, verbunden mit Um- und Neubauten von verschiedenen Gebäuden für die sich entwickelnde kirchliche und soziale Arbeit.
Mit den Jahren verlagerte sich der Fokus der Arbeit vom Aufbau von Gebäuden hin zur inhaltlichen Arbeit. Aus jeweils kleinen Anfängen entwickelte sich ein vielfältiges Angebot von sozialen und pädagogischen Einrichtungen für Jung und Alt. Folgerichtig hat das Aufbauwerk einen neuen Namen bekommen und heißt seit 1990 „Johannisches Sozialwerk“.
1994, im Jahr des 40-jährigen Bestehens des Johannischen Sozialwerkes ging der sehnlichste Wunsch aller Johannes-Christen in Erfüllung: Die Rückgabe der Friedensstadt. Dazu lesen wir in der Festschrift „50 Jahre Johannisches Sozialwerk“ aus dem Jahr 2004: „Das St.-Michaels-Heim wurde einmal als „Schlüssel zur Friedensstadt“ bezeichnet. Viele Projekte und Ideen, die in diesem Haus begonnen wurden, können jetzt in der Friedensstadt umgesetzt und erweitert werden. Die Zeit hat an diesem Schlüssel gefeilt bis er passte. Nun ist eine neue Tür geöffnet. Es ist an uns allen, mutig hindurchzuschreiten“. 20 Jahre dürfen wir nun bereits wieder in der Friedensstadt arbeiten und an ihrer Entwicklung teilhaben. Doch ist diese Arbeit im Werk Joseph Weißenbergs nicht an einen Ort allein gebunden, die Gründungsgedanken der Friedensstadt und des Sozialwerkes sollen überall in unserem Alltag Motivation für unser Handeln sein.
Heute blicken wir auf 60 Jahre Johannisches Sozialwerk zurück und möchten die Gelegenheit nutzen, unserem Oberhaupt Josephine Müller für Ausrichtung und liebevolle Begleitung sowie allen unseren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz und den damit verbundenen Dienst am Menschen zu danken. Auch allen Mitgliedern, Freunden und Förderern sei gedankt für ihre Ideen, ihre Gebets- und moralische Unterstützung und nicht zuletzt für ihre materiellen Zuwendungen. Für unsere zukünftige Arbeit ist dieser vielfältige Einsatz weiterhin gefragt – ganz im Sinne der Gründungsidee, ein Werk der Gemeinschaft ins Leben zu rufen, das sein Fundament im Wesen der christlichen Nächstenliebe hat.
Text: Otto-Ewald Marek